Patientenbeispiel: Enzymmangel als Grund für Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen

Bauchspeicheldrüse
Durchfall, Blähungen, Oberbauchschmerzen und ein unangenehmes Völlegefühl – mit diesen Symptomen quälte sich Hannes P. (57 Jahre alt) über Monate hinweg nach dem Essen, vor allem nach den Hauptmahlzeiten. Je ausgeprägter die Verdauungsprobleme waren, desto größer wurde seine Angst vor dem Essen. Lesen Sie hier, wie Hannes P. die Ursache für seine Verdauungsbeschwerden und die für ihn richtige Therapie fand.
Ein Mann sitzt am Tisch und hat nach dem Essen ein Völlegefühl und Blähungen

„Ich hatte regelrecht Angst, etwas zu essen, weil ich wusste, dass die Beschwerden sofort einsetzen würden“, erinnert sich Hannes P. Vor allem das Essen in der Kantine oder im Restaurant bereitete ihm zunehmend Sorge – denn die Verdauungsbeschwerden, vor allem Blähungen und fettige Durchfälle, traten in der Regel kurz nach den Mahlzeiten auf. Daher verzichtete der Versicherungskaufmann immer häufiger auf das Essen mit den Kollgen:innen in der Kantine und zog sich nicht nur am Arbeitsplatz immer weiter aus dem sozialen Leben zurück.

„Ich habe mich immer mehr zurückgezogen und vermied es, mit Kollegen oder Freunden zu essen, weil ich mich für meine Verdauungsbeschwerden schämte“. Hannes P.

Zuerst versuchte der 57jährige die Verdauungsprobleme auf eigene Faust zu lösen – mit einer einseitigen Ernährung, bestehend aus Toastbrot, Haferflocken, laktosefreier Milch und Bananen. Doch auch die Vermeidung von fettigen Mahlzeiten verbesserte den Leidensdruck des Versicherungskaufmanns nicht merklich: Denn nicht nur die bestehenden Verdauungsbeschwerden machten ihm weiterhin zu schaffen, Hannes P. nahm auch immer weiter ab und aß irgendwann gar nicht mehr in Gesellschaft. „Ich dachte, ich könnte das Problem mit ein wenig Ernährungsumstellung selbst in den Griff bekommen, aber es wurde nur noch schlimmer. Ich verlor immer mehr Gewicht. Gemeinsames Essen gehen mit Freunden habe ich bald komplett gemieden, weil ich wusste es geht direkt wieder los mit den peinlichen Verdauungsproblemen“, erklärt Hannes. 

Dann fasste er sich ein Herz und sprach sein persönliches Tabu-Thema im Rahmen eines Routine-Checks bei seiner Hausärztin endlich an. 

Der lange Weg zur Diagnose 

Die Ärztin nahm vor allem die stetig wiederkehrenden Durchfälle sehr ernst und untersuchte ihren langjährigen Patienten zunächst auf gängige Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie z.B. Laktoseintoleranz, die sich jedoch nicht bestätigten.

Weitere Untersuchungen lieferten auch keinen Hinweis auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Gallensteine, die vor allem die massiven Probleme nach fettigen Mahlzeiten erklärt hätten. Eine ausführliche Befragung ihres Patienten ergab zudem, dass die Verdauungsbeschwerden nicht auf Stress zurückzuführen waren, denn auch in den Ferien oder am Wochenende waren die Symptome vorhanden. Somit war auch ein Reizdarmsyndrom für die Therapeutin unwahrscheinlich.

„Es war eine solche Erleichterung bei mir, dass meine Ärztin die Symptome ernst nahm und nach der Ursache meiner Verdauungsbeschwerden suchte“, berichtet Hannes P.  

Aufgrund des fortschreitenden Alters und der Tatsache, dass Hannes P. Raucher ist, veranlasst die Ärztin, die Funktion der Bauchspeicheldrüse zu untersuchen. Eine mögliche Erklärung, vor allem für die fettigen Durchfälle, die sie nach der Beschreibung von Hannes P. als Fettstuhl (medizinisch als Steatorrhoe) einschätzte, wäre eine Bauchspeicheldrüsenschwäche, bei der zu wenig Verdauungsenzyme gebildet werden, so die Erklärung der Ärztin. „Eine exokrine Pankreasinsuffizienz ist gar nicht so selten und tritt oft bei Rauchern auf, aber auch häufig bei hohem Alkoholkonsum und Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, einer Bauchspeicheldrüsenentzündung und bei Mukoviszidose“ erläutert die Ärztin weiter. Bei diesen Patienten denke sie bei Verdauungsbeschwerden schnell an eine Bauchspeicheldrüsenschwäche, die in Fachkreisen als exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) bezeichnet werde. 

Stuhluntersuchung bestätigt eine Bauchspeicheldrüsenschwäche 

Aufgrund dieses Verdachts veranlasste die Hausärztin bei Hannes P. eine Stuhluntersuchung. Durch die Menge des Enzyms Pankreas-Elastase 1 im Stuhl könne ein Rückschluss gezogen werden, ob die Verdauungsbeschwerden auf eine Bauchspeicheldrüsenschwäche zurückzuführen seien, so die Ärztin. „In diesem Fall produziert der sogenannte ‚exokrine‘ Teil der Bauchspeicheldrüse zu wenig körpereigene Verdauungsenzyme. Diese sind jedoch wichtig zur Spaltung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen in der Nahrung", erklärte die Ärztin. Dadurch gelangt der unzureichend aufgespaltene Nahrungsbrei in tiefere Darmregionen und verursacht die  Probleme, wie Hannes P. sie beschrieben hat.

Nachdem die Werte der Laboruntersuchung vorlagen war klar, dass die Verdauungsbeschwerden mit einer eingeschränkten Funktion der Bauchspeicheldrüse in Verbindung stehen. Während der Normalwert für Erwachsene bei über 200 µg Pankeas-Elastase 1 pro Gramm Stuhl festgelegt ist, ergab die Laboranalyse nur einen Wert von 134 µg Pankreas-Elastase 1 pro Gramm Stuhl. 

„Als die Diagnose exokrine Pankreasinsuffizienz gestellt wurde, fühlte ich mich endlich verstanden. Es war zwar zunächst ein Schock für mich, dass meine Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage ist, genügend Verdauungsenzyme zu produzieren. Aber es war auch der erste Schritt zur Besserung meiner Beschwerden“, erinnert sich Hannes P.

Enzymsubstitution aufgrund eines niedrigen Pankreas Elastase 1-Wertes

Wegen des erniedrigten Pankreas-Elastase 1 Wertes wurde bei Hannes P. angeordnet, fortan zu jeder Mahlzeit Verdauungsenzyme in Kapselform einzunehmen, und zwar sowohl zu den Haupt- und Zwischenmahlzeiten, aber auch zu fetthaltigen Getränken wie Shakes oder Milchkaffee. Um einen Überblick für die richtige Dosierung zu bekommen, zu welchen Mahlzeiten wie viele Enzymkapseln nötig sind, erhielt Hannes P. ein Enzymtagebuch, in dem er in den ersten Wochen notierte, wie viele Kapseln er zu welchem Essen benötigte. Zudem empfahl die Ärztin, wenn möglich das Rauchen stark einzuschränken oder im Idealfall ganz aufzugeben, da dies nicht nur schädlich für die Lunge, sondern auch für die Bauchspeicheldrüse sei. Mit dem empfohlenen Rauchstopp und der Einnahme von Rizoenzymen aus der Apotheke besserten sich die Verdauungsbeschwerden von Woche zu Woche.

Hannes P.: „Die Therapie mit den Verdauungsenzymen war der Wendepunkt für mich! Endlich konnte ich wieder ohne Angst essen.“

Nach rund zwei Monaten hatte der Versicherungskaufmann ein gutes Gespür dafür, welche Enzymdosis ausreichend ist, um nicht von plötzlich auftretenden Durchfällen und Blähungen nach dem Essen überrascht zu werden.

Nach einiger Zeit traute sich Hannes P. wieder, gemeinsam mit Kolleg:innen in die Kantine zu gehen und endlich wieder am sozialen Leben teilzunehmen – nicht zuletzt weil er bei jedem Gang aus dem Haus überprüft, ob er Verdauungsenzyme für ein spontanes Essen außer Haus dabei hat.  „Ich fühle mich jetzt viel besser und kann vor allem wieder mit meinen Kollegen und Freunden Essen gehen. Das war besonders wichtig für mich. Es ist ein neues Lebensgefühl“, schildert Hannes P. sichtlich erleichtert.

„Meine Verdauungsenzyme habe ich auch unterwegs immer bei mir. Die gehören inzwischen ganz normal zu meinem Alltag - wie auch mein Geldbeutel, Handy und Schlüsselbund. Das war einfacher als ich dachte.“ Hannes P.

Geht es Ihnen vielleicht auch wie Hannes P.? Haben Sie auch regelmäßig Verdauungsprobleme direkt nach dem Essen? Machen Sie hier den Selbsttest, was dahinter stecken kann.

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